
ADC Digital Experience 2018
Da es hier um experience geht, haben wir die Vorträge jeweils mit Punkten von 1 bis 10 bewertet. Mal sehen, wer begeisterter war. 10 Punkte von jedem von uns gehen schon mal an die Moderatorin Andrea Thilo. Daumen hoch! Und los geht’s.
The true meaning of Mixed Reality
Jens Angerer arbeitet im Audi Production Lab. Er beschreibt in seinem Vortrag, wie bei Audi die unterschiedlichen Möglichkeiten von Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) bei der Kreation genutzt werden. Als einen großen Vorteil führt Angerer das dreidimensionale Erleben des Produktes an bevor dieses überhaupt produziert wird. Des Weiteren nennt er den Vorteil der neuen Kommunikationsmöglichkeiten,mit deren Hilfe Ingenieure aus aller Welt sich im virtuellen Raum treffen und austauschen können.
Angerer nennt fünf Ansprüche, die Menschen an die AR und VR stellen: Gesundheitliches Wohlempfinden, eine gute visuelle Illusion, Bewegungsfreiheit, Interaktion und Kommunikation.
Elena: 9 Mirko: 8
Test, Learn, Win - Über die Vorteile von kreativen Experimenten
Will Rolls von Facebook fordert in seinem Vortrag Kreative auf,
experimenteller zu arbeiten und Ansätze unterschiedlicher Art zu kreieren,
anstatt starre Kampagnen zu entwerfen. Kreieren, testen und lernen hätte
den Vorteil, dass noch im Prozess eingegriffen werden kann, bevor die
Kampagne läuft und sich in die falsche Richtung entwickelt. Anhand von drei
Beispielen zeigt er, wie dies erfolgreich angewendet werden kann.
„Dilly!Dilly!“ ist eine Werbekampagne von Bud Light und das neue „Wazzup!“.
Dieser völlig sinnfreie Trinkspruch verselbstständigte sich als Meme im
Netz.
Für ein Teppichreinigungsmittel entwickelte Facebook drei sehr
unterschiedliche Filmkampagnen: eine supersüße Schweinchengeschichte, ein
Märchen und eine Gruselgeschichte. Die Gruselgeschichte gewann bei den
Testpersonen. Wer hätte gedacht, dass ein gewöhnliches Reinigungsmittel so
kreativ beworben werden kann.
Als drittes Beispiel nennt er „Költ-Bier!“ Eine Mischung aus Kölsch und Alt. Auch hier wurde die richtige Linie mit Hilfe von Tests und Userfeedback gefunden. (Gibt es leider noch nicht zu kaufen)
Elena: 10 Mirko: 10
Internet entertainment. Can robots make us laugh?
In ihrem lustigen Vortrag beschreibt L.A. Ronayne, Kreativdirektorin bei Stink Studios und Redakteurin bei Riposte Magazine, die komische Seite von Robotern.
Microsoft hatte 2017 einen KI-gesteuerten Twitter Account aktiviert. 'Tay' sollte durch User-Interaktion lernen. Der Versuch musste nach 24 Stunden abgebrochen werden: 'Tay' wurde rassistisch und frauenfeindlich .
Noch haben es Roboter nicht einfach, uns zum Lachen zu bringen: das uncanny valley sorgt dafür, dass die Akzeptanz von KI und Robotern mit zunehmender Perfektion stark abnimmt. Dann doch lieber die süße Pixelgrafik auf der WII.
In ihrem englischsprachigem Vortrag ging L.A. Ronayne dann noch auf die fünf menschlichen Humorparameter ein, die man mit AI nicht reproduzieren kann: nuance, insight, anecdote, context and mischief.
Elena: 7 Mirko: 5
Beyond E-Sports
Arno Selhorst von Publicis.Sapient berichtet als leidenschaftlicher E-Sportler über die Möglichkeiten von Gamification, um Zielgruppen besser zu erreichen. In dem beliebten und bekannten AR-Game INGRESS stellt die Versicherung AXA ein sogenanntes AXA Shield zur Verfügung, welches dem Spieler hilft, eroberte Bereiche zu verteidigen. So werden Spielelemente mit Leistungen im real life verbunden.
Sind Geschäftsberichte spannend? Ja! Wenn man sie wie Bosch in eine Story einbettet. Unter #myrobotsexperience findet man die ganze Story von Levy, dem Heimroboter von Bosch.
Elena: 8 Mirko: 7
Augmented Reality Sound: Challenges and Business Opportunities
Uwe Cremering ist bei Sennheiser electronic in der Marketingabteilung gestartet und später dann in die Produktkreation gewechselt. Auch für den Audiobereich, den Sennheiser als eines der führenden Unternehmen bedient, liegt, laut Cremering, im Bereich Augmented Reality ein spannender Markt für 3D-Sound und Ambeo, der sich rasch entwickelt. Sennheiser will sich dort platzieren und vernetzt sich aktiv mit anderen Unternehmen aus der Branche, um innovativ zu bleiben und sein Segment zu erweitern. Audio, neben Visualität, ist also ein neuer kreativer Spielplatz.
Elena: 6 Mirko: 5
Hilfe, mein Computer hat keinen Humor! - Künstliche Intelligenz und Kreativität
Dr. Aljoscha Burchardt aus dem Bereich Sprachtechnologie beim DFKI Deutsches Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz definiert Kreativität unter anderem als "willentlichen Akt, das Werk als fertig und gut zu erkennen" – was zeigt, wie weit eine KI von echter Kreativität entfernt ist. Wenn man Humor als Spezialfall von Kreativität sieht, definiert durch Überraschung, Wortspiele, Zweideutigkeiten, dann könnte eine KI witzig sein – Eltern kennen das Problem. ;-D
Elena: 10 Mirko: 10
Artificial Blues
In ihrer Installation „Artificial Blues“ stellen Christina Brandl, Kerstin End, Kevin Jung und Jochen Wisch die Frage nach der Würde von Maschinen. Im Kontext von AI eine spannende Sichtweise. Die vier ehemaligen Studenten der Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg gewannen Gold beim ADC Festival 2018 in Hamburg in der Kategorie Kommunikation im Raum. Am besten selbst ansehen.
Link zum Video:
Elena: 5 Mirko: 9
Let's design a better digital world
Sandra Schilling & Marko Thorhauer, IBM iX setzen in ihrem Vortrag auf Empathie – eine kreative Eigenschaft, die (noch lange) nicht von einem Algorithmus abgebildet werden kann. Mitfühlen und Reindenken, so kann man Relevanz von Bullshit unterscheiden. Und: UX muss immer in seiner Gesamtheit gesehen werden. Wenn nur ein touchpoint nicht funktioniert, dann "ist die Experience im Arsch" – vielleicht etwas drastisch formuliert, aber richtig.
Elena: 2 Mirko: 7
Long Distance Disruption - Why Asia is your next source of inspiration for digital innovations
Nathania Christy von TrendWatching gab uns in ihrem Vortrag einen interessanten Einblick in die nahe Zukunft: Sie arbeitet als Trendscout im asiatischen Markt, der uns ohnehin technologisch voraus ist. So erfahren wir von der omnipräsenten Chat-App 'WeChat', die durch Erweiterungen alle Funktionen des Lebens unter einem Dach vereint. Was dem Europäer den Angstschweiß auf die Stirn treibt, ist in Asien sehr beliebt: personalisierte Angebote. Dafür tut man fast alles. Und als digital addicted humans, die sehr viel mehr arbeiten als wir, hat man einen digital companion, weil man für echte Beziehungen keine Zeit mehr hat. Sollte man aber doch mal eine echte Beziehung suchen, nutzt man übrigens nicht Tinder sondern 'Coffee meets Bagel'. Für alle einsamen Herzen da draußen, hier der Link: https://coffeemeetsbagel.com/
Los, verliebt euch.
Elena: 6 Mirko: 8
User Experience ist Brand Experience - Warum erfolgreiche digitale Produkte eine Geschichte erzählen
Felix van de Sand von COBE behauptet in seinem Vortrag, dass die Aufmerksamkeit von Menschen die neue Währung ist. Anhand von dem Markenauftritt von Apple erklärt er wie durch die Gestaltung ein Wert der Marke sich definieren lässt. Apple inszeniert seine Produkte absichtlich im leeren Raum mit leichtem Schlagschatten um ihm einen erhabenen Raum zu geben. Die Exklusivität wird auch im Apple Store durch die weit auseinander präsentierten Produkte unterstrichen. Der User gibt also gerne so viel Geld aus, weil er etwas Exklusives kauft. Apple nutzt das Prinzip des Hedonismus.
Elena: 10 Mirko: 8
Die kreative Macht der Maschinen
Holger Volland von der Frankfurter Buchmesse berichtet von seinen Erfahrungen mit der Kreativität beim Schreiben: kurze Texte wie News und Sportmeldungen gehen schon, Bücher schafft so eine KI noch nicht wirklich. Interessant ist die Fragestellung: wenn der Mensch einen von einer KI errechneten und per 3D Drucker reproduzierten van Gogh nicht von einem echten Gemälde unterscheiden kann: does it matter?
Elena: 7 Mirko: 10
Der schwarze Raum - Wie mit einer Zukunft umgehen, die wir nicht mehr kennen
Diesem Mann hätten wir stundenlang zuhören können. Dominic Veken ist Unternehmensphilosoph, Strategieberater und Transformationsexperte. In seinem Vortrag berichtet er über die Veränderung der Unternehmenskultur und wie wir mit dieser umgehen sollten. Hätte jemand sich vor 500 Jahren für 50 Jahre schlafen gelegt und wäre dann aufgewacht, hätte er keinen großen Unterschied empfunden. Würde man dies heute tun und in 50 Jahren aufwachen, würde man, vermutlich durch die rasante Entwicklung der Technologien, sich nicht mehr zurechtfinden. Durch diese Behauptung macht Veken deutlich, dass wir durch die rasante Entwicklung der Technologien, akzeptieren müssen, dass wir nicht planen können, aber wir können unsere Haltung zu dem Unplanbaren ändern. Am Beispiel des schwarzen Raums erklärt er, welche Haltung wir trainieren sollten: Wir haben uns eine Strategie überlegt: Wir gehen in den schwarzen Raum mit einem 10 Punkte Strategieplan. Doch schon nach ein paar Metern fallen wir über einen Stuhl. Es gibt zwei Arten mit diesem Misserfolg umzugehen. 1. Aufgeben oder 2. akzeptieren und lernen. Wählt man Option 2 wird man in dem Strudel der schnellen Entwicklung als Unternehmen überleben können, weil man sich, genau wie die Technologie, durch den Lernprozess weiterentwickelt. Man muss mindestens so schnell sein wie die eigene Branche.
Elena: 10 Mirko: 10
Fazit
Der Tag beim ADC in Düsseldorf war, trotz jeder Menge Vorträge, fast zu keinem Zeitpunkt langweilig. Die Einblicke in die Veränderungen der Kreativbranche durch die neuen Technologien waren auf jeden Fall spannend.
Hier noch unsere Auflösung wer mehr Spaß hatte: von möglichen 130 Punkten vergibt Elena 100 und Mirko 107 Punkte.