
Gestalt-Gesetze - Grundlagenwissen für Konzeption und Design
Es gibt fachliche Fertigkeiten und Kenntnisse zur Gestaltung von Benutzeroberflächen die unerlässlich sind - unabhängig davon, ob wir uns innerhalb von Projekten in der Konzept-, Design oder Abnahme-Phase befinden.
Zu diesen Kenntnissen gehören die sogenannten Gestalt-Gesetze. Sie stammen im weitesten Sinne aus dem Bereich der Wahrnehmungspsychologie. Die Gesetze sind insbesondere bei der Gestaltung von Zusammengehörigkeit relevant. Sie geben uns ein Verständnis darüber, worauf wir sowohl bei den ersten Visualisierungen von Anforderungen achten sollten, als auch bei der fortführenden Ausgestaltung wie finalen Designs und in der Entwicklung der Benutzeroberfläche. Kurz ausgedrückt: Die Gestalt-Gesetze widmen sich dem Bereich der menschlichen Wahrnehmung.
Solche Gestaltungs-Grundlagen helfen sowohl den Kreativen selbst indem sie ihre eigene Arbeit durch die Brille solcher Ansätze begutachten. Aber auch den Auftraggeber können sie zur Überprüfung der gestalterischen Stimmigkeit dienen.
Zwischen zwei Stühlen
Ein Button, der zwischen zwei Teasern sitzt, weist bspw. keine Zugehörigkeit auf. In der Anwendung bedeutet das: „Ich weiß nicht, was passiert, wenn ich den Button klicke – gelange ich zum Inhalt des linken Teasers oder zum Inhalt des rechten Teasers oder ganz woanders hin?“
Wer gehört zum wem?
Im Folgenden sind die klassischen Gestalt-Gesetze mit den Prinzipien als Titel angeführt.
Nah beieinanderliegende Elemente (Nähe)
Elemente werden als zusammengehörige Gruppe vom Betrachter erfasst, wenn sie mit einen geringen Abstand angeordnet werden. Leerräume sind somit ein wichtiges Gestaltungselement. Ein großer Abstand bedeutet keine Zusammengehörigkeit, ein geringer Zusammengehörigkeit.

Ähnliche Elemente (Ähnlichkeit)
Ähnliche Objekte, zum Beispiel durch gleiche Form, Größe, Textur, Helligkeit oder Farbe, werden vom Gehirn als zusammengehörig wahrgenommen. Je mehr Ähnlichkeit desto zusammengehöriger sind die Elemente.
Elemente, die sich gemeinsam in eine Richtung bewegen (gemeinsame Bewegung)
Elemente, die abgegrenzt sind (Abgrenzung entspricht auch dem Gesetz der Nähe)
Elemente, die sich gleichzeitig verändern (Gleichzeitigkeit)
Insbesondere in den interaktiven Bereichen auf Benutzeroberflächen kann die Gleichzeitigkeit Zusammengehörigkeit vermitteln. Ebenfalls relevant ist dieses Gestalt-Gesetz im Bereich der Animation.
Elemente, die verbunden sind (Verbundenheit)
Elemente, die eine Fortsetzung/Linie bilden (Fortsetzung/Linie)
Was wir als einfach empfinden
Ein einfaches Element kann man sich schneller merken. Durch die visuelle Einfachheit wird die Prägnanz gesteigert.
Was wir als harmonisch empfinden
Strukturen, die geschlossen wirken, werden als vollständig empfunden (Geschlossenheit)
Fazit
Die Gesetze geben uns eine Orientierung bei der Gestaltung und Bewertung von Benutzeroberflächen. Alle Projekt-Beteiligten können in den verschiedenen Projekt-Phasen überprüfen, ob Informationen, Elementen und Funktionen visuell zusammengehörig, verwandt oder getrennt gestaltet werden müssen. Mit den Gesetzen kann so gestaltet werden, dass durch die Wahrnehmung klar wird, was der Nutzer tun kann, um das eigene Ziel effizient und effektiv zu erreichen.