M. G.

Die Scrum Deutschland 2018 – Konferenz aus HR Sicht

Geschrieben von Marcella Golatta veröffentlich am in der Kategorie Agiles Arbeiten
Scrum Deutschland Konferenz 2018
Zusammen mit meinem Kollegen Christian besuchte ich letzten Freitag die Scrum Deutschland-Konferenz in der atemberaubenden Location Classic Remise in Düsseldorf.

Aber warum war ich, als Vertreterin unseres HR-Bereichs, eigentlich mit dabei?

Dazu muss man zunächst wissen, dass wir uns als Dienstleister für unsere Kollegen/Kolleginnen verstehen und unsere Arbeit weit über die klassischen HR-Aufgaben hinaus reicht. Wir tauschen uns zum Beispiel eng mit unseren Kollegen/Kolleginnen aus und begleiten einzelne Teams intensiv bei verschiedenen Prozessen und Entwicklungen über Monate hinweg.

Zudem treiben wir die agile Transition mit voran und entwickeln auch unseren HR-Bereich immer weiter in diese Richtung. Daher besuchte ich die Konferenz, um Eindrücke zu sammeln, wie andere agile Unternehmen sich im HR-Bereich aufstellen und wie sie mit Change-Auswirkungen umgehen. 

Christian berichtete hier bereits über seine Eindrücke und die für ihn wichtigsten Learnings aus PO-Sicht.

Meine Learnings

Und für mich heißt es „Ziel erreicht“: Ich habe viele Ideen mitgenommen und möchte euch hier meine Learnings vorstellen.

 

1. „Wollt was ihr macht, und macht es so, wie ihr wollt“

Eigenverantwortliche Teams, eigenständige Schätzungen, Peer-Recruiting, Peer-Gehaltsverhandlungen… hört sich toll an und ist auch sicherlich eine Vision, die wir anstreben. ABER: Selbstorganisation hat seine Grenzen. Zunächst begrenzt durch Faktoren wie Gesetze, Wirtschaftlichkeit und soziale Konventionen, kommt noch die eigene Reife selbstverantwortlich zu arbeiten hinzu. Ein Team, das bisher nach Regeln und Vorgaben gearbeitet hat, kann nicht von heute auf morgen selbstorganisiert sein.

Dieser Prozess sollte moderiert und die Verantwortung dabei langsam verteilt werden. Transparenz, Kommunikation und Vertrauen im und ins Team sind die entscheidenden Faktoren, um rauszufinden was wir wollen und wie wir unsere Erfolge messen können. Ansonsten finden wir uns schnell in einem System mit Regeln und Konsequenzen wieder, da es überraschenderweise nicht funktioniert.

Prof. Dr. Rini van Solingen lieferte für das Führen von Selbstorganisierten Teams einen 8-Stufen-Plan - auch nachzulesen in seinem Buch „Der Bienenhirte“.

 

2. Die eigene Haltung hinterfragen

Christoph Magnussen (Speaker, Gründer und Unternehmer) öffnete mir mit seiner Keynote noch mal die Augen: Wir denken und diskutieren zu viel, anstatt es einfach mal zu MACHEN. Auch, wenn wir uns genau das immer wieder sagen, ist es trotzdem schwer, es dann wirklich zu machen. Woran liegt das?

An einer nebulösen Angst! Wir wissen nicht, was passiert, und malen uns das vielleicht Schlimmste aus. Durch unsere Voreingenommenheit sehen wir manche Optionen gar nicht mehr, da wir unseren Fokus schon komplett abgewandt haben. Wir sollten uns trotz der hohen Geschwindigkeit, die schnelle Antworten fordert, nicht von der emotionalen Reaktion leiten lassen und mutiger sein. Denn: nur wer scheitert, weiß welcher der richtige Weg ist.

 

3. Agile Transition vorantreiben und eine Priorität setzen

Trial and Error – das ist unsere Devise bei unserer agilen Reise. Und gerade gehen wir einen ersten Schritt zurück, denn wir wollten viel Neues anbieten und dabei auch noch alle abholen.

Aber das ist doch der richtige Ansatz, oder? - Nein! Das machte Prof. Dr. Ayelt Komus in seiner Keynote deutlich.

Der Anspruch alle abzuholen ist löblich, aber nicht förderlich. Das hängt einerseits damit zusammen, dass nicht jede Idee, jeder Wunsch, jede Neuerung Jedem gefallen kann und andererseits auch nicht jeder Lust dazu hat, sich an der agilen Transition zu beteiligen. Komus' klare Empfehlung ist, mit einem kleineren Kreis zu starten, der motiviert ist. Alles Weitere ergibt sich dann wie von selbst, wenn die Dinge erfolgreich laufen und Wirkung zeigen.

Alles auf einmal zu wollen führt zudem zu Überangeboten, deren Struktur kaum einer entwirren kann. Dadurch macht sich Überforderung breit und eine Priorität zu setzen ist nicht mehr möglich. Magnussen machte bereits zuvor deutlich, wie paradox es ist, davon zu sprechen Prioritäten zu setzen. Denn das widerspricht dem Wort in sich.

Was heißt das nun für uns? Kurs ggf. korrigieren und anhand unseres Phasenplans einen sanfteren Einstieg schaffen.